Tagesarchiv: April 8, 2011

Willkommen in Polen…

…genauer gesagt in Leba. Wobei es hier gegenwaertig noch aussieht wie in einer Geisterstadt, denn die Saison beginnt erst Anfang / Mitte Mai.

Nachdem ich auf Christiansoe beschlossen hatte die Insel vor dem Sturm zu verlassen, stand uns eine 92 NM lange Ueberfahrt bevor. Bei Winden aus SW – W zwischen 10 und 25 Knonten, konnten wir diese in gut 16 Stunden ins Kielwasser bringen. Die Ueberfahrt war schweinekalt, denn die Wassertemperatur betrug ( zuletzt auf Christiansoe gemessen ) 1,5 Grad und so mussten neben Funktionsunterwaesche auch zwei Lagen Faserpelz her. Unterwegs haben wir ganze drei Schiffe gesehen und teilweise ueber 1-2 Stunden keine Signale auf dem Radarempfaenger.

Auf Position 55 02 18,0 N und 016 22 33,0 E haben wir die Halbzeit dieser Etappe mit unserer ersten Flaschenpost gefeiert. Mal sehen, wann und wo diese ankommen wird.

Gegen 4.00 Uhr erreichen wir die Ansteuertonne vom Hafen in Leba und ich melde mich per Funk beim Hafenmeister an. Das ist in Polen ein gaengiges Procedere, Name und Rufzeichen der Yacht, Nationalitaet, letzter Hafen und Anzahl der Besatzung an Bord. Wir bekommen Einfahrterlaubnis.
Aus der letzten Seemeile, von der Ansteuertonne bis zur Hafenmole, wird jedoch ein Kampf ! Der Wind hat auf konstante 25 Knoten zugenommen und wir muessen jetzt voll gegenan bolzen. Hinzu kommt, dass die Stroemung aus dem Hafen uns mit gut 2 Knoten entgegen kommt. Der Hafen liegt in einem Fluss, der den Lebsko See und die Ostsee miteinander verbindet. Darueber hinaus wird in saemtlichen Hafenhandbuechern empfohlen, den Hafen bei Sturm aus westlichen Richtungen wegen der ansteigenden Wellen lieber zu meiden und nach Wladislawowo auszuweichen. Jedoch halte ich 25 Knoten keineswegs fuer Sturm und bin nach 1 Stunde Kampf mit Wind, Strom und Wellen endlich im sicheren Bereich hinter der Mole.
Die ganze Mole ist morgens um 5.00 Uhr voller Angler und es duftet herrlich nach Kiefern, waehrend ich den Fluss hoch Richtung Yachthafen motore.

Geschafft !

Noch eine warme Suppe, einen Sherry fuer Rasmus, jolago und natuerlich fuer mich, falle ich vollkommen uebermuedet in die Koje und schlafe aus .

Der kommende Tag sagt mir, dass die Entscheidung Christiansoe zu verlassen in jedem Fall richtig war. Der Wind hat weiter zugenommen und weht selbst im sehr geschuetzten Hafenbecken mit mehr als 35 Knoten. Daher nehme ich Kontakt zum hiesigen Hafenmeister auf und schilder ihm mein Problem mit dem Kiel. Ein Kran ist nicht das Problem. vielmehr gibt es im Yachthafen keine anstaendige gelegenheit, das Boot sauber aufzustellen, da keine geeigneten Lagerboecke vorhanden sind. Ein kurzes Telefonat und eine kurze Autofahrt spaeter finde ich mich mit dem Kranfuehrer und dem Hafenmeister auf einem ehemaligem Werftgelaende wieder. Die Methode, wie die Boote hier gestuetzt werden gefaellt mir jedoch keineswegs und ich habe Angst, dass mehr kaputt geht als repariert werden kann. Hinzu kommt, dass der neue Betreiber dieser Werft nicht gerade sehr vertrauenserweckend aussieht und so lehne ich lieber ab.

Wegen des anhaltenden Starkwindes habe ich dann lediglich etwas die Stadt erkundet, Geld geholt und nach einem Internet Cafe gesucht – eines das geoeffnet hat ! –
Leider haben alle Betriebe, bis auf dem Kaufmann einer Bank und der Stadtbuecherei noch bis Anfang Mai geschlossen.
Daher beschliesse ich den kommenden Tag zu nutzen und mir in 8km Entfernung das Naturschauspiel mit der Wanderduene anzusehen. Die Fahrt dorthin habe ich mit meinem Klapprad, gegen den Wind und mutterseelen allein durch den Slowinski Park Nardowy gemacht.
8 km pure Natur, links der Lebsko See, rechts die Duenen und mitten drin ein Weg der durch eine sumpfige Kiefern- und Birkenwald Landschaft fuehrt.
Die Duene ist der Wahnsinn und ich habe tatsaechlich gedacht ich bin in Afrika, durch den anhaltenden Wind ist diese jedoch gut 10 m Richtung Lebsko See gewandert und hat ein Weiterkommen ueber den Wanderweg unmoeglich gemacht.
Ich verweile eine Zeit lang, mache Fotos und Videoaufnahmen und geniesse einfach mal nur den Moment.

Fotos und Film folgen, sobald die Moeglichkeit dazu vorhanden ist…

Heute habe ich noch schnell mit Mariusz ( dem Hafenmeister Gehilfen ) meine Genuaschienen ausgebaut. Denn ich hatte im Salon unter den STB und BB Kojen wieder etwas Wasser und da fiel mir ein, diese Schienen waren das einzige was ich im Winter nicht abgedichtet hatte…
Bingo, alles pitschenass und nicht eine Spur von irgend einem Dichtmittel. Nachdem ich das ganze mit Flex M abgedichtet und Mariusz und ich es wieder montiert haben bin ich guter Hoffnung, dass es jetzt dicht ist !

Morgen soll der Wind nachlassen und auf 15 – 19 Knoten zurueck gehen, gleiches gilt auch fuer die Halbinsel Hel und die Danziger Bucht. Daher werde ich Leba voraussichtlich morgen Mittag gegen 14.00 verlassen und mich auf den rund 85 Meilen langen Weg ( 2 Sperrgebiete muessen umfahren werden ) nach Danzig machen.

Handbreit und Schoten Dicht !

jolago und Ingo