Tagesarchiv: April 26, 2011

eine Handbreit Bier im Glas…

…die hatte ich, es war allerdings die mit dem Dicken Daumen !

Dieses Bier habe ich auf Christian Irrgang getrunken. Christian ist im vergangenen Jahr mit einem Nordischen Folkeboot ebenfalls einhand rund Ostsee gesegelt, wir haben uns im Vorfeld zu meiner Reise getroffen und er hat mir ebenso wie Bastian Hauck einige sehr wertvolle Tipps gegeben !

Da sich unsere Fahrwasser sowohl in Danzig als auch hier in Klaipeda gequert haben, wurde es Zeit neben seinem Spruch auch ein ordentliches ( sehr leckeres ) Litauisches Bier auf seine CillySidstpigen und ihn zu trinken !

Litauen gefällt mir sehr gut, es ist alles sehr modern, die Menschen lächeln, jeder ist höflich und sehr weltoffen.

Klaipeda ist ebenfalls sehr schön, die Stadtväter haben für meinen Geschmack einen sehr guten Mix aus moderner Architektur und historischen Bauten in Einklang gebracht.

Ich war übrigens auch hier im Hafen first ship in saison und neben dieser Tatsache wehte dann auch noch der Adenauer im Hafen, was mich irgendwie sehr gefreut hat. Der Hafenmeister hat mir eine handgezeichnete Kopie des Kurischen Haff´s bzw. der Curian Lagoon, wie die Litauer es nennen besorgt und eine Liste von 28 ! Geokoordinaten für mein GPS ( eine abendfüllende Aufgabe ) um die Strecke nach Nida zu segeln, denn Nida soll mein nächstes Ziel sein !

Wieder Kurs Russland – aber diesmal liegt mein Ziel genau 1 NM vor der Grenze…

Nachdem ich im Kastellhafen alles erledigt, bezahlt und zum Auslaufen vorbereitet habe, wird um 8.00 Uhr eigens für uns die Drehbrücke ( von Hand ) geöffnet und wir verlassen den Hafen Kurs Nida. Leider ist absolut kein Wind und ich ahne bereits, dass uns für die kommenden 27 Seemeilen eine öde Motorfahrt bevorsteht. Ich sollte recht behalten 😦

Jedoch zeigt Mutter Natur ihre Schönheit und Vielseitigkeit von Ihrer besten Seite. Beim Einlaufen in die Kuhrische Nehrung öffnet sich ein Panorama, welches ich absolut atemberaubend finde. Weil kein Luftzug zu spüren ist und die Nehrung wie flüssiges, von der Sonne beschienenes Blei vor uns liegt bieten sich tolle Bilder. Es sind bereits um 10.00 Uhr schon 23°,  daher ziehe ich meine Jacke aus, stelle ich den Autopiloten ein und spiele die gesamte Überfahrt mit meiner Foto- und meiner Videokamera, höre laut Musik ( Klaipeda hat einen genialen Radiosender ), koche chinesische Nudeln und bin ( trotz der Motorfahrt super glücklich HIER zu sein ! Das ganze wird dann getoppt durch einen leichten westlichen Wind. Im null komma nix werden die Segel gehisst und die letzten 4,5 NM bis in den Hafen von Nida gesegelt.

Hier stehen auf einmal lauter Yachties am Pier und lassen ihre restlichen Winterarbeiten ruhen, reiben sich die Augen und schauen verdutzt was für ein verrückter um diese Zeit mit seinem Schiff hier einläuft. Der Hafenmeister ist total klasse, er ist sofort beim Anlegen behilflich, was mir an den Moorings auch sehr gelegen kommt… Dann bittet er mich in sein  Büro um die „Formalitäten“ zu erledigen. Das Hafenmeisterbüro befindet sich in einem sehr hübschen ( fast schon skandinavisch anmutenden ) Holzhäuschen und bevor man ins Büro gelangt geht es erst einmal durch die in eine Werkstatt umfunktionierte, geschlossene Veranda. Auf zwei Lagerböcken, mitten in dieser geschlossenen Veranda, liegt ein Schiff. Keine Ahnung wie es hier reingekommen ist aber es liegt auf diesen beiden Böcken und wird in aller Ruhe und ganz nebenbei vom Hafenmeister restauriert.

Ich trage mich als laufende Nummer 1 der Saison 2011 ins Hafenbuch ein und der Hafenmeister ist völlig fertig, da die Duschen und Toiletten noch nicht offen sind. Halb so schlimm, kenne ich doch irgendwie aus einigen vorherigen Häfen, so ist es eben wenn man früh los fährt…

Die Saison in Nida beginnt erst am kommenden Freitag, dann kommt ein Autokran und alle Boote werden ins Wasser gelassen, Saisonstart ist hier einheitlich zum 1.Mai.

Das tolle Wetter soll genutzt werden und da das Sommerhaus von Thomas Mann wegen des Osterfeiertages geschlossen hat, entscheide ich mich zur Wanderdüne zu laufen. Diese Düne aber insbesondere das Tote Dorf ( ein Ort der von den Sandmassen begraben wurde ) interessieren mich und wollen erkundet werden. Zur Düne geht es durch einen ca 1KM langen Kiefernwald Richtung Süden . Der Wald endet auf der einen Seite direkt in der Nehrung, es gibt dort lediglich einen ca 20 m breiten Strandstreifen.

Ich wandere den Weg entlang, bis ich am Fuss der Düne stehe und die Treppe nach oben erklimme. Trotz der Wärme und der Anstrengung werde ich oben mit einem atemberaubenden Blick über diese tolle Sandlandschaft, einigen Steppen und Kiefernwäldern bis hin zur Ostsee auf der einen Seite und dem Kuhrischen Haff auf der anderen Seite belohnt. Auf der Düne ragt eine riesige Sonnenuhr gen Himmel und in alle Richtungen stehen gut ausgeschilderte Informationstafeln mit Angaben zu den einzelnen interessanten Bereichen der Düne.

Auf einer Tafel ist ein Punkt mit der Angabe Dead Valley bezeichnet, ich erkenne eine der Dünen die denen auf der Tafel ähnelt und mache mich auf den Weg über die Dünenlandschaft. Geschlagene zwei Stunden suche ich dieses Dorf und finde – NIX. Ich gehe immer weiter über die Düne, bis ich vor der Litauisch, Russischen Grenze stehe und drehe dann lieber wieder um.

Dann beschliesse ich, mir morgen noch mal eine detailliertere Info zu holen und es erneut zu versuchen.

Zurück im Hafen komme ich mit Victor, seinem Sohn und seiner Tochter ins Gespräch. Alle haben ein eigenes Boot – Victor eine polnische 44 Fuss Yacht aus den 80er Jahren, sein Sohn eine 22 Fuss Fox und seine Tochter eine Maxi 77. Victor wollte unbedingt mehr über meine Tour erfahren und hat mich gebeten morgen bei ihm an Bord vorbeizuschauen, nehme ich prompt an. Seine Tochter hat jolågo gestern schon im Kastellhafen gesehen und Victor von uns erzählt und da die Familie jährlich auf eigenen Kiel mit Victors Schiff zur Kieler Woche segelt, gibt es mit Sicherheit genügend Gesprächsstoff…

Schoten Dicht

jolågo und Ingo

PS. Da der Internetzugang lediglich temporär ist, stelle ich Fotos und Film ein sobald ich wieder sauber online bin…