Die erste(n) Etappe(n)…

…liegen hinter uns und um allen Irrtuemern vorzubeugen : Nein es wird keine Neuauflage des Baltic Sprint Cups 😉

Der Abschied fiel mir gar nicht so schwer wie ich es vermutet habe. Neben Familie sind auch einige gute Freunde, Sponsoren, Liegeplatznachbarn und die Presse gekommen.

Der Wind stand mit guten 3 Knoten aus SW und so konnte ich bereits aus dem Hafen segeln und durch die Trave in Richtung Ostsee. Tom von der Segler Zeitung hat mich noch eine Weile mit seiner Pangea begleitet, einige Fotos gemacht und letzte Glueckwuensche zugerufen, bevor er nach einer guten Stunde kehrt gemacht und wieder nach Travemuende zurueck ist.

Jetzt bin ich allein. Nur mein Boot, die Ostsee und ich !

Ganz bewusst wollte ich so schnell wie moeglich in Richtung Osten, insbesondere um das Gefuehl von Freiheit zu haben, sollten gleich ein bis zwei groessere Etappen ueber die offene See dabei sein.

Daher habe ich mir als ersten Anlaufpunkt Bornholm ausgeguckt. Den Hafen von Roenne habe ich nach gut 32 Stunden erreicht und damit die ersten 156 NM von meinem Abenteuer Ostsee im Kielwasser gelassen.Die Fahrt war sehr anstrengend, da der Wind kontinuierlich zunahm um dann morgens zwischen 4.00 und 7.00 Uhr mit satten 25 Knoten und heftigen Nebelfeldern seinen Hoehepunkt zu erreichen. Die Kaelte ueber Nacht war ganz ok, ich haette es schlimmer vermutet…

Witzigen Besuch waehrend der ersten Etappe hatten wir ( wenn ich wir schreibe meine ich die jolago und mich ) auch an Bord. Zwischen Kap Arkona und Bornholm gesellt sich auf gut halber Strecke ein Vogel zu uns aufs Schiff. Er sitzt in aller Seelenruhe auf den Steuerleinen des Windpilot und laesst sich von der STB Leine hin und her schieben.

Ich taufe ihn PEACH, nach dem verstorbenen Wellensittich von meinem juengsten. @ Lauri, er war mindestens ebenso zutraulich wie PEACH 🙂

Alles in allem hatten wir auf der Ueberfahrt Rasmus auf unserer Seite, denn die Windrichtung blieb bei WSW und somit war es ein geniales segeln. Kurz vor Bornholm ist der Wind eingeschlafen und daher habe ich mich entschieden die letzten 9 Meilen ohne Wind aber mit nachlaufender Duenung nach Roenne zu motoren.

Uebergluecklich endlich da zu sein, esse ich noch kurz etwas warmes und und falle dann in meine Koje.

Der naechste Morgen weckt uns bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, das kann doch ein netter Tag werden.

Kann, muss aber nicht…

Da ich Roenne bereits kenne und unbedingt nach Christiansoe moechte, bereite ich auch schon unmittelbar, nach einem Kloen mit dem Hafenmeister, unsere Weiterfahrt vor.

Auf meiner SatPro Routenverfolgung bin ich einmal quer ueber Bornholm gesegelt. Ganz so war es dann doch nicht 😉

Unmittelbar nach Verlassen der Hafenausfahrt, ich klariere gerade meine Festmacher und bereite die Segel vor, gibt es einen Riesenknall und fuer mich zum Fruehstueck

– IF Boot on the rocks – in diesem Fall geschuettelt nicht geruehrt…

Normalerweise achte ich immer sehr akribisch auf alle Untiefen und bereite jede meiner Einhand Etappen, parallel zu den Seekarten, mit kleinen Spickzetteln vor, welche ich Punkt fuer Punkt abhake. Diesemal ? NICHT !

So ein Mist, da es meine erste Grundberuehrung war schmerzt es umso mehr ! Glueck im Unglueck, ich bin ueber den Stein gerutscht und habe mich nicht festgefahren.

Mit dem Schreck in den Gliedern geht es jetzt ( diesmal nach weitraeumiger Umfahrung der Untiefe ) Richtung Nord und ab Hammerodde mit suedwestlichen Winden direkten Kurs Christiansoe.

Der Hafen von Christiansoe ist eigentlich eine Durchfahrt zwischen den beiden Inseln Christiansoe und der etwas kleineren, westlich gelegenen Insel Frederiksoe. Beide Inseln sind etwa mittig ueber eine Fussgaengerbruecke mit einander verbunden.

Da der Wind kurz vor Erreichen der Hafeneinfahrt mit guten 20 Knoten aus SW pustet, steht neben einer ekelhaften Brandung zwischen den beiden Inseln auch ein Strom von gut zwei Knoten und ich weiss von meinem Freund Stefan, dass hier Vorsicht vor der Fussgaengerbruecke geboten ist. Alles geht gut !

Mit Hilfe von Finn, dem stellvertretenden Hafenkapitaen, bringe ich jolago nach 7,5 Stunden laengsseits an die Pier von Christiansoe. Finn heisst mich herzlich willkommen und sagt “ you are first ship this season Havnepeng is free for you „. Das sind doch mal gute Nachrichten an einem Tag wie diesen.

Ich schaue mir noch ein wenig Frederiksoe an, telefoniere mit meinen daheim gebliebenen, esse etwas und falle in die Koje.

Am naechsten Tag werde ich durch eine wahnsinnige Geraeuschkulisse, schreiender Moewen geweckt. So viele Moewen auf einen Haufen habe ich noch nie erlebt.

Zeit fuer einen ausgiebigen Inselbesuch. Im Winter leben hier rund 100 Menschen und ich mache mich auf die Suche nach einem ganz bestimmten. Bastian Hauck von der Tadorna hat mich gebeten, Helle Anker einen schoenen Gruss von ihm zu bestellen. Leider ist Helle noch nicht auf der Insel, sie kommt erst Anfang Mai. Daher bleibt der Gruss aus – sorry Bastian -.

Die beiden Inseln erinnern mich mit einem Schlag in meine Jugend zurueck versetzt. Denn sie aehneln den Enid Blyton Abenteuerinseln, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Man findet hinter jedem Huegel wieder neue, klitzekleine Haeuser und jede Menge verfallener Huetten. Ein Paradis fuer Kinder und ein wunderschoener Flecken Erde in unserer Ostsee.

Genial ist auch das Gefaehrt des Postbueddels, er hat eine eigene Schubkarre mit POST Aufklebern 😉

Leider sehen die Wetterprognosen fuer die kommenden Tage nich so gut aus. Neben sehr viel Wind soll auch Regen kommen und das ganze soll erst einmal anhalten. Daher ueberlege ich in Ruhe, welcher Hafen der bessere fuer uns ist. Christiansoe fuer ca 3-5 Tage oder weiter nach Polen und mit Chance einen Hafen mit Kran finden, um mir ein Bild von jolago`s zerkratzten Kiel zu machen und ggf zu ueberarbeiten.

Mit Bedacht entscheide ich mich fuer Polen. Leba soll mein naechster Hafen sein, denn dort wollte ich eh unbeding hin um mir das Naturschauspiel “ Die Sahara Pommerns “ anzusehen.

Daher bereite ich mich ( diesmal sehr ausgiebig ) auf die rund 90 Seemeilen weite Etappe vor und lege um 13.30 Uhr von Christiansoe ab – Kurs Leba.

Alles weitere in Kuerze und hoffentlich mit Bildern und Videos , da ich diesen Eintrag ueber den Rechner der hiesigen Stadtbuecherei Leba geschrieben habe und Fotos nicht hochgeladen werden duerfen…

Handbreit

jolago und Ingo

PS. Hier noch ein LINK zu Travemuende Aktuell, wenn ich schon nix einstellen kann >>>>>LINK<<<<<<<

4 Antworten zu “Die erste(n) Etappe(n)…

  1. Moin Ingo, wie sieht Dein Unterwasserschiff aus? LG Dietmar

  2. Hallo Ingo,
    gratuliere zum Start und dem ersten Schlag Deines Langtörns. Wegen dem Auflaufen würde ich mir keine großen Gedanken machen. Letztendlich gehört das auch zum Segeln und der Struktur des IF-Bootes dürfte das nichts machen. Was soll bei einem Langkieler schon passieren? Mein IF hat das bisher immer gut weggesteckt ;-).
    Auf der Website von SatPro sind mehrere Schiffe zur Nachverfolgung gelistet. Deine Jolago habe ich nicht gefunden. Vielleicht findest Du die Zeit in Deinem Blog zu schreiben, wie man Euch bei SatPro findet.
    Weiterhin alles Gute, Mast-und Schotbruch
    wünscht aus dem Süden
    Wolfgang

  3. Moin Ingo,
    ich verfolge deine Routen mit großem Interesse und ich muß auch sagen,es macht Spaß.Ich wünsche dir in Leba ein schönen Aufenhalt und ich hoffe,daß mit der Jolago nichts passiert ist.
    Grüßchen Andreas

  4. Moin Ingo,
    Hab‘ schon auf Info’s Deinerseits gewartet! Vielen Dank für den netten
    Bericht- ich war gedanklich bei Dir (insbesondere bei der Grundberührung) das kenne ich 🙂 ich freue mich auf Bilder und weiteren Text!
    Pass auf Dich auf und (jetzt wirklich) die berühmte „Handbreit“ !!!!

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